Vom 12.-17. August 2024 fand in Bad Wildungen, Nordhessen, die vom Kompost Ensemble e.V. organisierte Werkstattwoche zu Themen emanzipatorischer Ländlichkeiten statt. Um die 30 Menschen unterschiedlichen Alters und Hintergründe kamen hier zusammen um zu diskutieren, reflektieren, zu träumen und zwischendrin die dafür benötigte Energie wieder aufzuladen.
Über die Arbeit in drei Arbeitsgruppen 'Landwirtschaft', 'Widerständige Ressourcen' und 'Kunst und Kultur' befassten wir uns in drei konkreten Bereichen mit emanzipatorischen Kämpfen und Potentialen in der Provinz.
Als Zugang zum Feld nutzen wir verschiedene Formate. Elisabeth Sailer zeigte den Teilnehmenden, wie Zines gebastelt werden. Johannes Grötecke führte uns durch die eigene Heimatstadt Bad Wildungen. Carina gab einen Workshop zu 'doumentierenden Schreiben'. Joshua Goodman hatte eine Lochbildkamera dabei und hielt die Werkstattwoche in langen 6-minütigen Momenten fest. Merim lud uns zu einer äthiopischen Kaffeezeremonie ein und erzählte von den dortigen alltäglichen Gewohnheiten. Wir besuchten die Solidarische Landwirtschaft Falkenhof in Strothe. Und wir machten eine kleine Tramp-Exkursion zur Erfahrung von Mobilität auf dem Land und im Anschluss stellte Marius Freund von der Universität Kassel die Ergebnisse eines Forschungsvorhabens zur autofreien Mobilität in Nordhessen vor.
Neben den Workshops, Spaziergängen und Exkursionen besuchten wir auch bei drei öffentlichen Veranstaltungen. So kamen wir in weiteren Austausch mit der Region und den Menschen.
Wir besuchten Antje Schiffer's "lange Nacht des Bauernfilms" in der KulturKnolle Strothe. Antje geht mit Landwirt*innen einen Deal ein: Sie malt ein Ölgemälde vom Hof und erhält im Gegenzug ein selbstgedrehtes Kurzvideo über den landwirtschaftlichen Alltag auf dem Betrieb. Mittlerweile war die Künstlerin in vielen Ländern unterwegs (Niederlande, England, Österreich, Rumänien, Moldavien und Deutschland) und zeichnet so ein Bild über die Vielfalt der europäischen Landwirtschaft. Der Abend war eine Kooperations-Veranstaltung mit der Böll Stiftung Hessen und war mit über 60 Zuschauer*innen ganz gut besucht :).
Die LEADER Region Kellerwald-Edersee hatte für eine offene Podiumsdiskussion ins Jugendhaus Bad Wildungen eingeladen. Im Gespräch mit Mona Schwarz und Angela Odenhardt ging es um den Gemeinschaftsbegriff. Sie tauschten aus, was sie und andere darunter verstehen. Es wurde diskutiert, warum die Idee von 'Gemeinschaft' auch anschlussfähig an rechtsextremes Gedankengut sein kann. Und wir sprachen darüber, wie sich eine demokratiefeste Gemeinschaft gestalten lässt, welche emanzipatorischen Potentiale auch darin stecken und was das für eine lebenswerte ländliche Region bedeutet.
Und schließlich gab es eine partizipativ erarbeitete Abschlussveranstaltung im Theater im Bunker in Bad Wildungen. Bei einer einleitenden Gesprächsrunde reflektierten wir die Ergebnisse der ganzen Woche und tauschten uns dazu mit den Besucher*innen der Veranstaltung aus.